Ein Film, ein Buch, ein Experiment
Heute geht es um Zucker in Lebensmitteln und was der mit uns macht – oder eben auch nicht! Ein Film-Tipp, ein Buch-Tipp und ein Ernährungs-Tipp.
In dieser Episode:
- 60 Tage fettarme Produkte mit verstecktem Zucker – Was macht das mit dem Körper?
- Keine Süßigkeiten, keine Softdrinks und die gleichen Kalorien.
- Das Ergebnis – wird dich überraschen!
- Fake oder real? Was ist von dem Experiment zu halten?
- Was zeigt uns das Experiment? Was können wir daraus lernen?
- Warum du Fett essen darfst, wenn du Körperfett verlieren möchtest.
Der Link zum Buch „Voll verzuckert – Wege aus der Zuckerfalle“ von Damon Gameau: amzn.to/2lyXmm2*
Der Link zum Filmtrailer: Hier!
Der Link zur Reportage im ZDF: Hier!
Ich habe neulich von einem Podcast-Hörer einen Tipp bekommen: „Ralf, kennst du das Buch ‚Voll verzuckert‘? Oder den Film dazu? Was hältst du davon?“ Ich kannte bis dahin tatsächlich weder den Film noch das Buch und habe mir letzteres direkt bestellt.
Das Buch ist knallgelb, hat viele Bilder, viele Diagramme, ist bunt und knallig in der Aufmachung. Der Titel: Voll verzuckert – That Sugar Book.*
Untertitel: Wie uns die Lebensmittelindustrie dick macht und für dumm verkauft – Wege aus der Zuckerfalle. Ich war zuerst etwas skeptisch. Der Titel klingt für meinen Geschmack etwas reißerisch, wie DAS ultimative Aufklärungsbuch. Ich war gespannt. Tatsächlich habe ich das Buch an einem einzigen Tag durchgelesen. Und ich muss sagen – es hat sich absolut gelohnt!
Worum geht es?
Damon Gameau ist ein australischer Schauspieler und Filmemacher. Ihm war aufgefallen, dass die Menschen in seiner Heimat immer dicker werden. Er wusste, dass ein Australier im Durchschnitt 160 g Zucker pro Tag zu sich nimmt. Nicht in Form von Streuzucker oder Würfelzucker, sondern versteckt in Lebensmitteln wie fettarmem Fruchtjoghurt, Müsliriegeln, Getränken, Saucen, Frühstücksflocken etc. 2014 wird seine Partnerin schwanger. Er denkt über seine Zukunft und die seiner Kinder nach und entschließt sich, ein Experiment zu machen und das mit einem Filmprojekt zu verbinden.
Der Ablauf des Experiments
Damon nahm sich vor, 60 Tage lang täglich genau diese Menge Zucker – 160 g (das entspricht 40 Stück Würfelzucker)- zu sich nehmen und zwar ausschließlich in Form von verstecktem Zucker in gemeinhin als gesund geltenden Lebensmitteln wie Frühstücksflocken, Müsliriegeln, Säften oder Light-Produkten.
Die Regeln des Experiments:
- Er konsumiert keinerlei Softdrinks (Cola, Fanta etc.) und Süßigkeiten (Gebäck, Schokolade, Eiscreme).
- Er wählt ausschließlich fettarme bzw. fettreduzierte Lebensmittel.
- Sein gewohntes Sportprogramm wird exakt so beibehalten wie zuvor.
- Er nimmt exakt die gleiche Kalorienmenge zu sich wie bisher: 2.300 kcal.
Damit das Experiment auch verwertbare Ergebnisse erzielt, stellt sich Damon ein Team zusammen, das ihn auf seiner Reise begleitet, die Veränderungen seines Körpers überwacht und dafür sorgt, dass alles wissenschaftlich korrekt abläuft. Das Team besteht aus einer Allgemeinärztin zur Überwachung seiner Gesundheit, einem klinischen Pathologen zur Überprüfung seiner Blutwerte, einer Ernährungsberaterin zur Auswahl der Lebensmittel für das Experiment und einem Sportwissenschaftler, der Gewicht und Körpermaße korrekt protokolliert.
Vor Beginn des Experiments wird eine Bestandsaufnahme gemacht: Damon hatte zu Beginn des Experiments fast 3 Jahre auf raffinierten Zucker weitgehend verzichtet und 5 Jahre lang keinen Alkohol und kein Koffein konsumiert. Die Untersuchungen ergaben, dass er vollkommen gesund war. Seine Leberwerte waren sehr gut, er nahm keine Medikamente oder keine Drogen zu sich. Er wog 76 kg, der Bauchumfang betrug 84 cm. Also alles bestens.
Die 2.300 kcal, die er bis dahin zu sich genommen hatte, bezog er vor dem Experiment zu 50 % aus gesunden Fetten wie Avocado, Nüssen, Eiern, Speck, zu 26 % aus Eiweiß aus Eiern, Fleisch und Fisch und zu 24 % aus Kohlenhydraten aus frischem Gemüse wie Karotten, Paprika, Tomaten, Brokkoli und aus Nüssen und Joghurt.

Damon war schlank, gesund und fit. Nicht übermäßig sportlich, aber alles im grünen Bereich. Im Buch kannst du Fotos von ihm in Unterwäsche sehen – sowohl vor als auch nach dem Experiment.
Die Ergebnisse bzw. Folgen des Experiments
Begleitet von einem Filmteam ging es los. 60 Tage lang keine Softdrinks, keine süßen Backwaren, keine Schokolade, kein Eis. Dafür fettarme Lebensmittel bei exakt gleichem Sportprogramm und exakt gleicher Kalorienmenge wie bisher. Was würde man da erwarten? Gleiche Kalorien – da sollte er ja weder abnehmen noch zunehmen bei gleichen Bewegungsprofil – oder? Und sehr viel weniger Fett in der Ernährung bei gleichen Kalorien – da sollte er doch Fett verlieren – oder?
Tatsächlich war das Ergebnis folgendes:
Damon Gameau hat das Experiment tatsächlich 60 Tage lang durchgezogen. Er wurde während des Experiments gefilmt, medizinisch überwacht und am Ende des Experiments auf die Waage gestellt, Körpermaße wurden gemessen, Blutwerte und Leberwerte bestimmt und Fotos gemacht. Das findet sich alles im Buch, im Film und in diversen Videos auf YouTube.
Das Gewicht
In den 2 Monaten des Experiments stieg das Körpergewicht von Damon von 76 kg auf 84,5 kg. Er nahm also 8,5 kg ZU. Trotz gleicher zugeführter Kalorienmenge und gleichem Sportprogramm. Wie kann das sein?
Der Körperfettanteil
Sein Körperfettanteil stieg um 7 %, obwohl er während seines Experiments nur 18 % der Kalorien in Form von Fett zu sich genommen hat anstatt der 50 % vor dem Experiment. Wie geht das denn? Der Bauchumfang nahm in den 60 Tagen um 10 cm von 84 auf 94 cm zu, was nicht verwunderlich ist bei 7 % höherem Körperfettanteil. Der Bauchumfang ist übrigens ein Indikator für das besonders kritische Viszeralfett.
Die Leberwerte
Das Enzym ALT ist ein wichtiger Leberwert. Vor dem Experiment lag Damons ALT-Wert bei 20 und damit deutlich unter dem Grenzwert. Nach nur 60 Tagen lag der Wert bei 60 und damit deutlich über dem Grenzwert. Der Professor sagt dazu: „Sie sind in 60 Tagen von der Männergruppe mit den besten Werten in die Gruppe mit den schlechtesten Leberwerten gewandert!“
Die Blutfettwerte
Die Triglyceride bestimmen das Blutfett. Bei Damon war die Leber nach 60 Tagen voller Fett und hat das Fett in den Blutkreislauf gepumpt. Zu Beginn war sein Wert bei sehr guten 0,08. In 60 Tagen war der Wert auf 1,5 angesprungen, was bereits eine Risikoschwelle darstellt.
Zusammenfassung des Experiments
In 60 Tagen hat Damon 8,5 kg an Gewicht zugelegt, seinen Körperfettanteil um 7 % erhöht, dabei schädliches Viszeralfett angesammelt, seine ehemals gesunde Leber schwer belastet und die Blutfettwerte an die Risikoschwelle gebracht.
Wie er sich dabei gefühlt hat, welche Auswirkungen das auf seine Stimmung und seine körperliche und vor allem auch seine geistige Leistungsfähigkeit hatte, beschreibt er im Buch und im Film. Das ist natürlich sehr subjektiv und nicht so einfach quantifizierbar. Darum lasse ich diesen Aspekt hier außen vor. Allerdings ist seine Beschreibung sehr spannend und aufschlussreich.
Was war passiert? Wie kann jemand die gleiche Kalorienmenge essen und in 8 Wochen mehr als 8 kg zunehmen und seinen gesundheitlichen Zustand derart verschlechtern?
Damon hat vorher 50 % der Kalorien aus Fett, 26 % aus KH und 24 % aus Eiweiß zugeführt, während des Experiments jedoch 60 % aus KH, 18 % aus Fett und 22 % aus Eiweiß. Er hat also Fett und etwas Eiweiß durch Kohlenhydrate ersetzt und das Ergebnis hat niemandem gefallen – ihm nicht, seiner Frau nicht und den begleitenden Ärzten ebenso wenig.

Und wenn wir das wieder umdrehen? Zeit für die positive Nachricht:
Zwei Monate nachdem Damon zu seiner normalen, zuckerfreien Ernährung zurückgekehrt war, hatte er 6 von den 8,5 kg wieder verloren und seine Blutwerte waren so wie vor dem Experiment. Keine Fettleber mehr, das Viszeralfett war erheblich geschrumpft.
Ist das übertragbar?
Auf jeden Fall ist es kein Fake. Das Experiment ist korrekt durchgeführt worden. Allerdings war der Startpunkt von Damon ungewöhnlich (3 Jahre nur echtes, gesundes Essen, kein Alkohol). Es ist möglich, dass sein Körper auf die doch ziemlich plötzliche Umstellung seiner Ernährung besonders heftig reagiert hat. Wenn du dich genauso verhältst, wirst du nicht notgedrungen das exakt gleiche Ergebnis bekommen.
Dass bei dir das genau Gegenteil passiert und du bei weniger Fett und mehr Zucker schlank, gesund und fröhlich wirst, ist allerdings auch NICHT zu erwarten.
Ein Deutscher isst im Durchschnitt ‚nur‘ 130 g Zucker am Tag anstatt 160 g wie in Australien. Was aber auch schon viel zu viel ist. Insofern gibt da noch einen Unterschied, doch ist die Tendenz klar.
In der Realität findet das ganze ja eher umgekehrt statt: Wir fangen ja in der Regel nicht bei schlank und gesund an mit dem Ziel krank und übergewichtig zu werden. In der Praxis kommen wir ja von der anderen Seite mit dem Ziel schlanker und gesünder zu werden. Oder?
Was können wir in diesem Zusammenhang von Damon Gameau lernen?
Das beschreibt er im 3. Teil des Buches: Wie ich wieder gesund wurde.
Das Buch erklärt, wie man Etiketten richtig liest, wo versteckter Zucker enthalten ist, wie man dem süßen Kreislauf entkommt, wo man Unterstützung findet, welche Lebensmittel man meiden sollte und was es mit Alkohol oder Süßstoffen auf sich hat. Und Gameau stellt seinen Speiseplan vor – vor und nach dem Experiment, Rezepte inklusive. Das Buch enthält eine Menge Tipps und eine Menge Knowhow
Mein Fazit: Wirklich lesenswert!
Das Experiment einfach als Fake, reißerisch, überzeichnet und übertrieben abzutun, wäre meiner Meinung nach nicht nur falsch, sondern ziemlich dumm. Das Buch sieht poppig und nicht sehr wissenschaftlich aus, das stimmt. Aber gleichzeitig enthält es eine Menge Tipps und Informationen, die du vielleicht so noch nicht kanntest.
Der Film mag reißerisch sein und der Stil etwas ‚amerikanisch investigativ‘. Aber wenn man das einmal außer Acht lässt und sich auf die Ergebnisse und Fakten konzentriert, steckt da eine Menge drin.
Das können wir aus dem Experiment lernen und für uns mitnehmen:
- Eine Kalorie ist eben NICHT gleich eine Kalorie. Das stimmt eben nur dann, wenn du ein Bunsenbrenner oder ein Labor-Messgerät bist. Bist du aber nicht. Du bist eine hochkomplexe biochemische Maschine und die funktioniert mit bestimmen Kalorien anderes und besser als mit anderen Kalorien. Besonders gut scheinst du mit Kalorien aus gesunden Fetten zu funktionieren.
- Schau dir genau an, woher die Kalorien in deiner Nahrung kommen. Lerne die Nährwertangaben auf der Packung von Lebensmitteln zu lesen und versteckten Zucker zu erkennen und zu vermeiden.
- Fettarme Produkte und fettarme Ernährung sind genau der falsche Weg, wenn du jemals versuchst, Körperfett zu verlieren. Fettarme Ernährung war schon immer ein Irrweg und Damon Gameau hat das eindrucksvoll bewiesen. Warum? Weil die Alternative zum Fett nicht besser ist, sondern schlechter.
- Zucker ist NICHT per se böse. Ich wiederhole: Zucker ist NICHT böse. Es gibt keinen Grund, Stress zu kriegen, sobald das Wort fällt. Es kommt auf die richtige Einstellung und den richtigen Umgang mit Zucker an. Ich persönlich betrachte Zucker nicht als Nahrungsmittel, sondern als Genussmittel. Das war´s auch schon. Als Genussmittel hin und wieder? Kein Problem. Als Bestandteil meiner Ernährung bei Frühstück, Mittagessen und Abendessen verzichte ich darauf. Worauf ich nicht verzichte, sind natürliche Kohlenhydrate in frischem Gemüse, in Nüssen und Samen und in Milchprodukten wie Quark, Joghurt etc.
Vom Film habe ich bisher nur den Trailer gesehen und das Buch wie gesagt an einem Tag durchgelesen. Ich kann es definitiv empfehlen!
Also, viel Spaß und bitte keinen Stress mit „Voll verzuckert“ von Damon Gameau.
Wie schon beim letzten Mal habe ich abschließend noch eine Bitte an Dich:
Wie sieht DEINE Geschichte aus? Ich weiß, dass jede Geschichte anders ist und gerade deshalb brauche ich DEINE Geschichte. Vielleicht geht es bei dir um die Figur, wie bei Mario. Vielleicht ging es darum, wieder gesund zu werden oder um mehr Fitness, um sportliche Ziele oder einfach „gut fühlen“, um mehr Energie und Lebensfreude oder darum Job, Familie und die eigenen Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen. Was hast du auf deinem Weg zur besten Version von dir erreicht?
Ich möchte die Geschichten von der besten Version meiner Hörer und Leser als Buch veröffentlichen.
Du kannst mir deine Geschichte schicken an ralf@barefootway.de. Schreib mir auch, ob ich deinen Namen verwenden darf oder schlag ein Pseudonym vor. Du darfst auch Fotos mitschicken, aber natürlich nur, wenn du möchtest. Oder geh auf ralfbohlmann.com/myway. Was ich bekomme, werde ich ausschließlich für den genannten Zweck verwenden, auf Wunsch natürlich anonym. Ich freue mich auf deine Geschichte.
Also, bis bald, dein Ralf Bohlmann