Powerfood #4: Kokosöl

Ich habe gestern meine Frau gefragt, was Sie im nächsten Podcast über Powerfood hören möchte. „Kokosöl. Was du da ißt Schatz, das ist in Kokosöl angebraten. Dazu musst du was machen.“ Stimmt. Kein Widerspruch möglich. Also geht es heute um Kokosöl und darum, warum das in deine Küche gehört.

Kokosöl oder Kokosnussöl oder Kokosfett wird aus dem Fruchtfleisch von Kokosnüssen gewonnen. Das sind die Früchte der Kokospalme. Das Fruchtfleisch in den Nüssen nennt man Kopra. Das wird zerkleinert, getrocknet und gepresst. So entsteht Kokosöl. Menschen in Südostasien machen das so, schon seit tausenden von Jahren. Im malayischen Becken, also in der Region zwischen Indien und Australien. Die Kokosnuss war dort in Küstennähe leicht zu beschaffen und deren Öl ist ohne technische Hilfsmittel leicht herzustellen. Darum wird es dort seit Menschengedenken als wertvolle Nahrungsquelle genutzt. Seit dem 19. Jahrhundert wird die Kokosnuss weltweit in tropischen Zonen in Küstennähe und an Flussufern angebaut. Und da das Öl so gut ist, findet man auch hier bei uns mittlerweile immer mehr Produkte aus der Kokosnuss. Kokosöl, Kokoswasser, Kokosmilch, Kokosflocken, Kokosblütenzucker und so weiter. Kokosöl wird übrigens auch für Kosmetik-Produkte verwendet, in der pharmazeutischen Industrie und in der Chemie.

Kennst du Eiskonfekt? Diese runden Schokoladenpralinen? Wenn man die im Mund zergehen läßt, dann fühlt sich das kühl an. Als ob die Dinger aus dem Kühlschrank kommen, tun sie aber nicht. Das liegt an einer Besonderheit des darin enthaltenen Kokosfettes. Das schmilzt nämlich bei 23-26 Grad, also im Mund, und dabei nimmt es Schmelzwärme auf. Darum fühlt sich das im Mund kühl an. Cooler Trick.

Ebenfalls besonders an Kokosöl ist der hohe Rauchpunkt von 194 Grad Celsius.  Der Flammpunkt liegt sogar bei 288 Grad. Damit eignet sich Kokosöl ganz besonders zum Backen, zum Braten und sogar zum Frittieren. Wenn andere Öle in der Pfanne schon in Rauch aufgehen, bleibt Kokosöl noch ganz entspannt. Bei Zimmertemperatur ist es fest und in der Pfanne schmilzt es schnell, was es in der Küche sehr praktisch ist. Das ist übrigens einer der Gründe dafür, das kaltgepresstes, natives Bio-Kokosöl direkt neben unserem Herd steht. Wann immer bei uns etwas in die Pfanne kommt, Kokosöl kommt immer auch dazu.

Woran merkst du das Sommer ist? Das Kokosöl wird flüssig. Bis ca. 24-25 Grad ist Kokosöl fest. Sobald es wärmer wird, wird es flüssig. Es hat eine weißliche oder gelbliche Farbe und es riecht mild und frisch mit einer Kokosnote. Es ist übrigens sehr gut haltbar und kann 1-2 Jahre gelagert werden ohne ranzig zu werden. Es gibt also ein paar praktische Gründe, die für Kokosöl in der Küche sprechen. Der hohe Rauchpunkt, der Schmelzpunkt etwas oberhalb der üblichen Zimmertemperatur, die gute Haltbarkeit, der angenehme Geruch. Aber das reicht nicht um Kokosöl zu einem Powerfood zu machen. Dafür braucht es noch einiges mehr. Und das Kokosöl hat in der Tat noch einiges mehr zu bieten: Die Inhaltsstoffe und die besondere Zusammensetzung der Fettsäuren.

Zum einen sind in Kokosöl Spuren von Magnesium, Calcium, Kalium, Natrium, Kupfer, Eisen, Phosphor, Aminosäuren und Vitaminen enthalten. Wie gesagt, Spuren davon. Du wirst Kokosöl nicht wegen der Vitamine, Mineralien und Aminosäuren zu dir nehmen. Viel interessanter sind die Fettsäuren. Und da kann man nachlesen, dass Kokosöl zu rund 90% aus gesättigten Fettsäuren besteht. Halt. Das sind doch die bösen Fettsäuren, oder? Man hat uns doch lange eingetrichtert, das gesättigte Fette schlecht sind, den Cholesterinspiegel erhöhen und zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Das passiert aber seltsamerweise nicht bei Menschen, die sehr viel Kokosöl zu sich nehmen. Das musste erforscht werden und es wurde erforscht. Gründlich. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen:

Kokosöl ist gesund und Kokosöl macht gesund

Woran liegt das? Kokosöl besteht aus den folgenden Fettsäuren: Laurinsäure, Caprinsäure, Caprylsäure, Myristinsäure, Palminsäure, Stearinsäure, Ölsäure und Linolsäure.

Nur Ölsäure und Linolsäure sind einfach oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Die anderen sind gesättigte Fettsäuren. Das besondere aber ist, dass die drei Erstgenannten, so genannte mittelkettige Fettsäuren sind. Kokosöl besteht, als einziges, natürliches Öl überhaupt, zu mehr als 50% aus mittelkettigen Fettsäuren. Das sind die berühmten MCT-Fette. MCT steht für  Medium Chain Triglycerides also mittelkettige Triglyceride. Die bestehen aus Ketten von 8-12 Kohlenstoffatomen und die sind ganz besonders gesund.

Warum? Nun, sie sind ganz besonders leicht verdaulich. Dein Körper kann sie ohne Gallensäure verstoffwechseln. Sie sind wasserlöslich und gelangen sehr schnell über die Blutbahn in die Leber. Und dort, nächster Vorteil, werden Sie sehr gern zur Energiegewinnung genutzt und weniger in die Fettdepots eingelagert. Das ist ja genau das, was du willst. Fettverbrennung anstatt Fettspeicherung. Hier kommt gleich noch der nächste Vorteil: MCT-Fette, wie das Kokosöl, liefern anstatt 9 kcal pro Gramm nur 8 kcal. Also 11% weniger Kalorien als andere Fette. Das bedeutet, dass sich Kokosöl besser zum Abnehmen eignet als andere, langkettige Fette und Studien haben das tatsächlich belegt.

Halten wir das mal fest: Kokosöl ist leicht verdaulich, aktiviert den Fettstoffwechsel, enthält weniger Kalorien als viele andere Fette und hilft damit das Gewicht zu managen. 

Würde mir eigentlich schon reichen. Praktisch in der Küche, gut verdaulich und hilfreich beim Gewichtsmanagement. Gibts noch mehr? Ja – gibt es. Kokosöl wirkt gegen Bakterien, Viren und Pilze! Genau diese mittelfettigen Fettsäuren, aus denen Kokosöl ja zu mehr als 50% besteht, wirken antiviral, antimikrobiell und antimykotisch, sowohl bei äußerlicher wie auch bei innerlicher Anwendung. Also essen oder einreiben. Kokosöl hilft. Im Kokosöl steckt Laurinsäure. Die wandelt sich im Körper um in Monolaurin. Dieses Monolaurin zerstört die Hülle von Viren und tötet sie damit ab. Das funktioniert unter anderem bei Herpes-Viren und bei Grippe-Viren. Auch gegen Pilze wirken die Fettsäuren aus dem Kokosöl. Gegen unerwünschte Darmpilze genauso wie gegen Hautpilze. Hingegen werden gewünschte Bakterien, im Darm beispielsweise, nicht angegriffen. Studien haben das belegt. Coole Sache.

Und was ist mit Herzgesundheit, Cholesterin und Blutgefäße? Dazu wird seit 40 Jahren geforscht. Die Zusammenfassung:

Kokosöl ist hilfreich dabei, die Risikofaktoren für Herzerkrankungen zu minimieren.

Studien belegen, dass es keine negativen Auswirkungen von hohem Konsum von Kokosöl in Bezug auf den Cholesterinspiegel  und auf die Entstehung von Arteriosklerose gibt. Das Gegenteil ist der Fall. Früher hat man von Kokosöl abgeraten, wegen der gesättigten Fette. Heute weiß man es besser. Die mittelkettigen Fette im Kokosöl sind gesundheitsförderlich. 

Es geht noch weiter. Thema Demenz: Ein demenzkrankes Gehirn kann nur noch unzureichend Energie aus Glucose herstellen. Es kann aber Energie aus Ketonkörpern gewinnen und Kokosöl ist sehr hilfreich, um in die Ketose zu kommen. Die Energiegewinnung aus Fett. In der Ketose nehmen die Symptome der Demenz ab, die Krankheit schreitet langsamer voran oder bessert sich sogar. Trifft uns ja nicht, aber falls du jemanden kennst der einen kennt… Das könnte man ja mal googeln.

Thema Krebs: Kokosöl versorgt einen krebskranken Körper mit leicht verdaulicher Energie, es entlastet das gestresste Immunsystem durch seine antimikrobielle Wirkung und es wirkt entzündungshemmend. Wenn ich Krebs hätte, dann wäre Fett meine einzige Energiequelle. Null Kohlenhydrate. Und Kokosöl mit seinen gesunden, mittelkettigen Fettsäuren hilft mir dabei. Zusammen mit Omega-3 Fettsäuren. Vielleicht liest oder hörst du noch immer irgendwo, das man Kokosöl meiden solle, wegen der gesättigten Fette. Vergiss es, das ist alter Kaffe und ein Märchen.

Und praktisch? Was darfst du beachten? 

Wie immer kommt es auf die Qualität an. Es sollte Bio-Qualität sein, kaltgepresst und nativ. Also unverarbeitet, nur mechanisch gepresst und nach dem Pressen unverändert verpackt und verkauft. Kokosöl bekommst du in gut sortierten Supermärkten, in Asia-Läden und natürlich bei Amazon. Einen Link zu dem Kokosöl, das wir daheim verwenden, findest du hier.*

Wozu benutzt du es? Zum Braten, zum Backen und natürlich auch für Bullet-Proof-Coffee. Logisch. Und noch für vieles mehr: Bei Schnittverletzungen und Schürfwunden, gegen Schuppen, als Lippenpflegemittel, bei Babys mit Windelausschlag, als Zahnöl zur Mundpflege, gegen Zecken und Borreliose für Mensch und Tier.

Also, Kokosöl gehört in deine Küche. Über den Salat kommt Olivenöl wegen der Omega-3-Fettsäuren und zum Backen, Braten und Frittieren nimmst du Kokosöl, wegen der MCT-Fettsäuren. Mit dieser Kombination bist du perfekt aufgestellt. Kokosöl für den guten Geschmack und für ein gutes Gefühl.

Bis zum nächsten Mal, dein Ralf Bohlmann

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  • Karsten sagt:

    Das ist wieder mal ein toller Artikel. Wir haben Zuhause auch gerade Kokosöl in der Pfanne. Auf dem Weg zu weniger Industrieprodukten in der Küche und gesünderer Ernährung finde ich die Powerfood-Reihe hier im Blog echt klasse!

  • Feine Zusammenfassung wichtiger Fakten 🙂 Mir scheint, es mach halt einen Unterschied, ob du ein einfaches Bratöl suchst (womit du dein Gemüse, fisch etc zubereitest) oder nach ner „Nahrungsergänzung“. Mir scheint ein Rapsöl respektive Olivenöl als Allrounder das beste, doch die MCTs offenbar auch wichtig?! Grad für die POWER abseits von Kohlehydraten. Und Heißhunger/Cravings soll das ding ja auch vorbeugen helfen…
    Ich supplementiere dzt mit omega Fischölkapseln und überleg mir nun eben auch so ein MCT öl zu holen, bin aber noch nicht ganz schlüssig, weil es eben echt nur eine „Nahrungsergänzung“ sein soll, ich sonst wenig Fett in der Nahrung habe. Bei MCT Öl gibts ja auch Qualitätsstufen, sogar in Pulverform hab ichs schon gefunden… Wann empfiehlst du deinen Klienten die zugabe von MCT Öl in die Nahrung… und zusätzlich zu omega3 kapseln?

    • Ralf Bohlmann sagt:

      Ich substituiere grundsätzlich Omega-3 aus vielerlei Gründen. Insbesondere zur Regulation von Entzündungsprozessen im Körper. Und Kokosöl hilft den Fettstoffwechsel zu stimulieren. Es ist bei uns das Standard-Öl in der Pfanne (die wir täglich benutzen). Über das Kokosöl haben wir also bereits MCT-ÖL in der Ernährung. Darüber hinaus kann zusätzliches MCT-Öl sinnvoll sein, wenn jemand seinen Fettstoffwechsel „anstupsen“ möchte. Das macht für Ausdauersportler Sinn und ebenso für Menschen, die Gewicht (Fett!) abschmelzen möchten.

  • Katrin Steger sagt:

    Hallo Ralf,
    was sagst Du zu Frau Professor Dr. Dr. Karin Michels? Und ihrer Warnung vor eben diesem Öl?? Mich verunsichert es tatsächlich…

  • Nick sagt:

    Hallo Ralf,
    was hältst Du von den neuesten, sehr deutlichen (aus meiner Sicht mit allzu marktschreierischen Tönen getroffenen) Aussagen der DGE zur Gesundheit von Kokosöl? Zum Beispiel hier:
    https://www.mdr.de/nachrichten/ratgeber/deutsche-gesellschaft-fuer-ernaehrung-warnt-vor-kokosoel-100.html

    Kennen die die von Dir gefundenen Studien zur Verstoffwechselung nicht?
    Liebe Grüße

    Nick

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