Sollte man bei Kindern auf Kohlenhydrate achten?

Michaela hat mir geschrieben, dass sie Mutter von zwei Kindern ist, 2 und 7 Jahre alt. Sie sagt, sie erwischt sich dabei, dass sie ein schlechtes Gefühl begleitet, sobald sie den beiden Brote schmiert oder Brötchen kauft. Ihre Kleinen ernähren sich liebend gern von Kartoffeln, Nudeln und anderen Kohlenhydraten. Na klar, das mögen alle Kinder gern. Wir Erwachsenen ja auch, wenn wir ehrlich sind. Michaela schreibt weiter:

„Eigentlich habe ich unserer Ernährung in der Vergangenheit nie als problematisch empfunden. Seit ich deine Podcasts höre, sehe ich das mit anderen Augen. Mir selbst die Ernährung mit weniger Kohlenhydraten großartig. Ich fühle mich „Turbo“ mit meiner Low-Carb-Ernährung und den vielen guten Dingen, die ich zu mir nehme. Aber in wie weit kann und darf ich diese Ernährungsform auf meine Kinder übertragen? Ich möchte Ihnen keinesfalls ihre liebsten Nahrungsmittel untersagen. Andererseits möchte ich, dass sie sich gut und gesund entwickeln. Ich bin in der Zwickmühle. Wie handhabt ihr das mit Eurer jüngsten Tochter? Sollte man bei Kindern auf Kohlenhydrate achten? Oder ist das nur etwas für Erwachsene?“

Ich kenne das sehr gut und ich weiß, dass viele Eltern da unsicher sind. Bei den lieben Kleinen will man ja alles richtig machen und dann hält man sich gern an das, was die anderen machen. Aber wenn man nur in den Fußstapfen der anderen läuft, kann man niemals überholen. Grundsätzlich gilt: Was für Erwachsene gilt, das gilt auch für Kinder. Kinder sind auch Menschen! Natürlich kannst, darfst und solltest du  auch deinen Kindern eine „artgerechte Ernährung“ schenken. Der Körper deiner Kinder funktioniert nicht anders als deiner.

Deine Kinder brauchen „Vitalstoffe“ um sich prächtig zu entwickeln. Und das sind Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelement, Eiweiße und Fette. 47 Stoffe insgesamt. Die Liste der 47 Stoffe enthält eine Kohlenhydrate. Warum nicht? Weil der Körper deiner Kinder sich die Kohlenhydrate selber machen kann. Und zwar in der Leber, aus Eiweiß. Diesen Prozess nennt man „Gluconeogenese“.

Also ein Kind kommt ohne gegessene Kohlenhydrate aus ABER: Es wird immer auch Kohlenhydrate essen! Natürlich. In Milchprodukten sind Kohlenhydrate, im Gemüse, im Käse. In praktisch jeden Lebensmittel sind Kohlenhydrate drin. Das ist vollkommen in Ordnung und diese Menge ist auch völlig ausreichend. Kein Kind braucht darüber hinaus zusätzlich Kohlenhydrate in den Mengen, wie sie in Brot und anderen Backwaren, in Pasta, Pizza enthalten sind. Denn jedes gesunde Kind beherrscht, wie jeder gesunde Erwachsene auch, die „Gluconeogenese“ und macht sich immer soviel Glucose, wie es braucht.

Was dein Kind aber unbedingt braucht um gesund und fröhlich aufzuwachsen, das sind reichlich Eiweiß und gute Fette, Vitamin, Mineralstoffe und Spurenelemente. Vitalstoffe also. Und wo sollen die denn bitte herkommen, wenn das Frühstück ein Brötchen mit Nutella ist, das Mittagessen ein Teller Spaghetti mit Ketchup und das Abendessen Brot mit einer Scheibe Käse und zwischen den Mahlzeiten gibt es Süßigkeiten und Süße Getränke. Die im Zucker enthaltenen Kalorien wird ein hüpfendes Kind schon verbrennen, da mache ich mir keine Sorgen. Ich mache mir nur Sorgen darum, ob es auch alle Vitalstoffe bekommt, die es braucht.

Der erste Aspekte lautet also: Vitalstoffe! Damit mein Kind damit sehr gut versorgt ist, nicht nur ausreichend (Schulnote 4) sondern sehr gut (Schulnote 1) braucht es drei Mahlzeiten voller Vitalstoffe! Also Gemüse, Salat, Fleisch, Fisch, Eier, Samen und Nüsse, vielleicht auch Milchprodukte, wenn sie vertragen werden. Was mich an einem Brötchen noch mehr stört als das was drin ist, Kohlenhydrate=Zucker, ist das was NICHT drin ist: Eiweiß, gute Fette, Vitamine, Mineralstoffe. Spurenelemente.

Der zweite Aspekt ist der Blutzuckerspiegel! Der erhöht sich bei jeder Brot/Pasta/Pizza Mahlzeit rasant, und fällt dann auch genauso schnell wieder ab. Rauf und runter drei oder vier Mal am Tag. Das Kind gewöhnt sich schnell daran, ständig Zucker zu verbrennen und es verlernt die Fettverbrennung. Ich kenne Kinder die drehen hohl, wenn sie nicht alle 3-4 Stunden etwas bekommen. Die unterzuckern und dann ist Alarm im Schacht. Was Ihnen abhanden kommt, ist die metabolische Flexibilität. Also die Fähigkeit, auch ganz entspannt Fett zu verbrennen, wenn der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit absinkt. Diese Fähigkeit kannst du deinen Kindern erhalten, wenn die Mahlzeiten, die sehr viele Kohlenhydrate enthalten, eher die Ausnahme bleiben und nicht zur Regel werden. Das ist schon alles, was du als Mutter oder Vater sicher stellen darfst.

Der Dritte Aspekt sind für mich Unverträglichkeiten. Hier sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten gemeint und ebenso Darmentzündungen, Allergien und Autoimmun-Effekte wie Asthma. Ich persönlich bin mir sicher, dass Kohlenhydrate an sich dabei ebenso eine Rolle spielen, wie Gluten und andere Inhaltsstoffe von Weizenprodukten und Getreide.

Kindern sieht man, zumindest in der Regel, die Schäden noch nicht an, die eine vitalstoffarme Ernährung anrichtet: Antriebslosigkeit, schlechtes Hautbild, schwaches Immunsystem. Sie entwickeln auch in der Regel erst Jahre später ihren Diabetes. Unverträglichkeiten und Allergien entwickeln sich nicht selten schon im Teenager-Alter. All das beginnt leider bereits im Kindesalter mit einer Ernährung, die zu viele Kohlenhydrate und zu wenige Vitalstoffe enthält. Was du tun kannst ist folgendes: Schenke deinem Kind sooft wie möglich echtes Essen. Lebensmittel voller Vitalstoffe. Das sind Gemüse und Salat, Fleisch, Fisch und Eier, Milchprodukte, wenn sie vertagen werden und Samen und Nüsse.

So machen wir das auch bei unserer Tochter. Die wird im September 6 Jahre alt und sie entwickelt sich ganz prächtig. Sie ist superfit, hellwach, quitschfidel und kaum zu bremsen. Bei uns daheim gibt es kein Brot im herkömmlichen Sinne. Aber es gibt das LowCarb-Quarkbrot von Nicole : LowcCarb und lecker. Für meine Tochter macht das keinen Unterschied zu anderem Brot. Es gibt keine Pasta im herkömmlichen Sinne. Aber es gibt Zuccini-Nudeln oder Shirataki-Nudeln mit Bolognese-Sauce: LowCarb und ohne Weizenmüll. Für meine Tochter kein Unterschied. Und es gibt keine Pizza. Aber zum Frühstück gibt es oft Nicoles berühmte Pancakes aus gemahlenen Mandeln, Eiern, und Proteinpulver mit einem Löffel Apfelmuss: LowCarb, trotz etwas Apfelmuss. Und für meine Tochter, kein Unterschied. Ansonsten gibt es natürlich für unsere Tochter das Gleiche wie für uns: Gemüse, Salat, Fleisch, Fisch und Eier, Nüsse und Samen, hin und wieder Obst.

Und hin und wieder gibt es auch bei uns Nutella aufs LowCarb-Quarkbrot. Hin und wieder, warum denn nicht. Im Kindergarten oder beim Kindergeburtstag darf sie essen, was alle anderen auch essen. Das sind dann die Ausnahmen – kein Problem. Entscheidend ist die Regel und nicht die Ausnahme. Wenn zumindest 2/3 der Mahlzeiten voller Vitalstoffe sind, also echtes Essen, dann bekommt ein Kind alles was es braucht. Unsere Tochter hat längst begriffen, dass es bei uns den Weizen/Brot/Pasta/Pizza-Müll nicht gibt und das ist für sie auch überhaupt kein Problem. Natürlich kann sie draußen nicht widerstehen, wenn es das gibt. Das ist auch okay. Aber bei uns bekommt sie echtes Essen.

Wenn du Kinder hast, lass nicht zu, dass sie Zucker (=Kohlenhydrate) -abhängig werden. Schenk Ihnen echtes Essen voller Vitalstoffe, sooft du kannst. Und bitte, mach nicht gleich eine Religion daraus. Ich versuche einen entspannten Umgang mit gesunder Ernährung zu praktizieren und das schaffst du auch. Am leichtesten, indem du für dich selbst auch mehr und mehr auf richtiges Essen achtest. Indem du also deinen Kindern als Beispiel vorlebst, wie Gesundheit funktioniert. Und deine Kinder essen, was auf dem dem Tisch steht. Unsere Tochter isst kein herkömmliches Brot, weil wir keines haben. Ende der Diskussion. Und das ist auch längst kein Thema mehr, denn Kinder arrangieren sich schnell. Von grundsätzlichen Verboten und strengen Null-Toleranz-Regeln halte ich übrigens nicht sehr viel. Immer locker bleiben.

Ich hoffe, damit konnte ich allen Müttern und Vätern etwas behilflich sein. Und sobald du weitere Fragen hast, immer her damit. Gerne per Email an ralf@barefootway.de

Und sonst so? Was möchtest du als nächstes wissen? Was darf ich in einer der nächsten Episoden für dich recherchieren und beantworten? Immer her mit deinen Fragen und immer her mit deinem Feedback und deinen Anregungen. Dieser  Blog ist ebenso wie der Podcast für dich da. Darum lass mich wissen, wie ich dich unterstützen kann.

Bis zum nächsten Mal, dein Ralf Bohlmann

Join the discussion 2 Comments

  • Selina sagt:

    Hallo Ralf,

    leider funktioniert der Link zu den Pancakes von Nicole nicht mehr. Hast du da ein Rezept für uns?
    Liebe Grüße!!!

    • Ralf Bohlmann sagt:

      ZUTATEN:
      • 3 EL gemahlene Mandeln (ca. 45g)
      • 3 Eier
      • 2 EL Multikomponenten-Eiweißpulver (ca. 30g, z.B. Vanille-Geschmack)
      • 5 EL Apfelmus (ohne Zuckerzusatz)
      • 2 EL Weizenkeimöl (reich an Vitamin E)
      • Kokosöl zum Ausbacken
      Variante ohne Eiweißpulver:
      • statt 3 Eier – 6 Eier
      • Zimt (für den Geschmack)

      ZUBEREITEN:
      Dein „Werkzeug“ sind eine Müslischale und eine Gabel. Gib die Eier in die Schale und verrühre das Eiweiß mit dem Eigelb. Dann füge alle weiteren Zutaten hinzu und verrühre sie mit der Gabel bis eine recht zähflüssige Masse entsteht. Lass dich von etwaigen Klümpchen nicht abschrecken. Das tut dem Geschmack keinen Abbruch.
      Verwende zum Ausbacken auf mittlerer Hitze unbedingt ein hochwertiges Öl, z.B. Kokosöl.
      Da die Äpfel für das Apfelmus gekocht sind, ist es meist auch für einen empfindlichen Magen bekömmlicher als frisches Obst. Und natürlich passt jedwede Form von Obst sehr gut zu diesen Pancakes.

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